Seit der dritten Demokratisierungswelle in den 1980er Jahren wurden in vielen lateinamerikanischen Ländern evangelikale Parteien gegründet. Die meisten von ihnen konnten jedoch keine politische Relevanz erlangen. In dieser Phase versuchten die evangelischen Kirchen auch, die Gleichbehandlung mit der katholischen Kirche im Sinne einer Ausweitung der Religionsfreiheit, der Säkularisierung des Staates und der Verwirklichung des demokratischen Gleichheitsprinzips zu erreichen. In vielen Ländern der Region haben sich die Evangelikalen auf öffentliches Engagement und Lobbyarbeit verlassen, um entsprechende Gesetze und Verfassungsreformen voranzubringen. Die Universalkirche des Reiches Gottes (Igreja Universal do Reino de Deus, IURD), die 1977 vom ehemaligen katholischen und selbsternannten Bischof Edir Macedo gegründet wurde, ist kleiner (nach eigenen Angaben 8 Millionen Mitglieder), aber besonders in der öffentlichen Sphäre und Politik Brasiliens sichtbar. Im Gegensatz zu den AD-Kirchen ist das IURD hierarchisch organisiert.52 Die IURD ähnelt nun einer Unternehmensgruppe, die nach modernen Management- und Marketingkriterien geführt wird. Es umfasst ein Medienimperium mit zahlreichen Mittelwellen- und UKW-Radiosendern, die den größten Teil des Staatsgebiets abdecken. Darüber hinaus besitzt sie über 20 TV-Sender, Beteiligungen an 100 weiteren Sendern und das Mediennetzwerk Rede Record sowie einen Verlag und drei Tageszeitungen. Die Einweihung des Salomon-Tempels in Sao Paulo am 31.
Juli 2014 erregte große öffentliche Aufmerksamkeit: Ein monumentales Gebäude mit Platz für 10.000 Gläubige soll eine Nachbildung des Tempels in Jerusalem sein. An der Eröffnung nahmen prominente Persönlichkeiten aus Gesellschaft und Politik teil, darunter Vertreter der PT-Regierung. Der Großteil des IURD-Vermögens soll aus Spenden stammen. Die Freiheit, die mit dem Zusammenbruch der kommunistischen Regierung einging, öffnete Tausenden von ausländischen Missionaren die Türen der ehemaligen Sowjetunion. Ihr Enthusiasmus ermutigte viele Christen vor Ort, das Evangelium zu verkünden und neue Kirchen zu pflanzen. Bereits 1989 wurde in Rovno, Ukraine, die erste Missionsgesellschaft, “Das Licht des Evangeliums”, gegründet, die mehrere Dutzend Missionare bis nach Jakutien und Kamtschatka schickte. [38] Einige andere ähnliche Missionsgesellschaften folgten. Diese Art von Missionsagenturen kann jedoch kaum als indigene Organisationen bezeichnet werden. So hat sich in den letzten fünfzig Jahren in der großen Mehrheit der lateinamerikanischen Staaten das zahlenmäßige Gewicht von der katholischen Kirche auf die evangelischen Kirchen verlagert.19 Diese Entwicklungen sind kausal miteinander verbunden: Umfragen bestätigen, dass die meisten Evangelikalen früher zur historisch dominierenden Religion gehörten.
Sie haben sich von “passiven Katholiken” oder “Nominalgläubigen” gewandelt, die sich kulturell mit der Konfession verbunden fühlten, aber nicht regelmäßig an religiösen Aktivitäten teilnahmen,20 zu “aktiven Evangelikalen”. Das liegt zum Teil daran, dass der Evangelikalismus keine Frage der Geburt ist, sondern eine bewusste Entscheidung der Erwachsenen. Die Hinwendung zu einer evangelischen Glaubensgemeinschaft geht Hand in Hand mit einem stärkeren Engagement für Religion und die eigene Gemeinde. 4. Die Hauptaufgaben des Vorstandes werden die Förderung der missionarischen Vision und des missionsorientierten Gebets in den örtlichen Kirchen sein; Forschung und Entwicklung kontextbezogener Missionsstrategien, Bedarfsbewertung und Mobilisierung von Kandidaten für kurzfristige Missionen, Auswahl und Vorbereitung (formalund informell) von Kandidaten für langfristige Missionen und Verteilung der finanziellen Unterstützung.
